
This article appeared on the website of the Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (The German Speechwriters’ Guild) after Brian Jenner’s visit to their conference in Berlin in September 2014.
Vorsitzender des European Speechwriter Network zu Gast auf VRdS-Kongress
Der Verband der Redenschreiber deutscher Sprache (VRdS) intensiviert seine Kontakte zu den Berufskollegen in Europa. Nachdem VRdS-Gründungsmitglied Willi Vogler Anfang April auf Einladung des European Speechwriters Network (ESN) in Oxford mit einem Vortrag den VRdS vertreten hatte, nimmt nun der ESN-Vorsitzende Brian Jenner als Gast am VRdS-Kongress „Mehr Taktgefühl, weniger Political Correctness“ am 10. September im Tagungszentrum Aquino in Berlin teil (sieh Programm).
Der VRdS nutzt Jenners Besuch auf der Veranstaltung zum ausgiebigen Gedankenaustausch. VRdS-Präsident Dr. Vazrik Bazil: „Der Kontakt zu unseren europäischen Kollegen wird gerade vor dem Hintergrund der globalisierten Wirtschaft immer wichtiger.“ Willi Vogler ergänzt: „Brian Jenner hat mit seinem European Speechwriters Network eine einzigartige Plattform geschaffen, die es uns ermöglicht, über Landesgrenzen hinweg Bedürfnisse und Besonderheiten von Rednern und Publikum kennenzulernen.“
Auch Brian Jenner beobachtet, dass international immer häufiger erwartet wird, dass Redenschreiber nicht nur in ihrer Muttersprache, sondern auch auf englisch schreiben können, wie es Skandinavier und Holländer schon lange täten.
Im Interview mit dem VRdS bezog Jenner auch Stellung zum Thema Political Correctness: „Es gibt meiner Meinung nach ein Problem in den oberen Etagen der Wirtschaft. Man möchte lieber nichts sagen, als jemanden zu beleidigen.“ Es erfordere Mut, kontroverse Themen anzusprechen. Mit diesem Problem müsse man ringen.
VRdS-Interview mit Brian Jenner, Präsident des European Speechwriters Network (ESN):
Was sind die Ziele des ESN und wie arbeitet Ihre Organisation?
Das European Speechwriters Network bringt die Gemeinschaft der Redenschreiber in ganz Europa zusammen, indem Konferenzen und Weiterbildungen organisiert werden. Wir veröffentlichen einen regelmäßigen E-Newsletter und ein vierteljährliches Magazin. Die Organisation spiegelt die moderne Arbeitswelt – die meisten Menschen haben keine Zeit, teilzunehmen. Also wird alles von einer Person organisiert – und diese Person bin ich.
Sie sind ein intensiver Beobachter der Redenschreiberszenen in Großbritannien und in Übersee. Wo liegt der gemeinsame Nenner unseres Berufsstandes in den USA und in Europa?
Redenschreiber arbeiten in der Regel isoliert, deshalb freuen sie sich immer, wenn sie auf andere treffen, die das gleiche tun wie sie und die auch mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Dadurch, dass das Leben von Führungskräften immer aufreibender wird, brauchen sie jemanden, der die Zeit hat, ihre öffentlichen Äußerungen zu entwerfen. Also werden die professionellen Fähigkeiten von Redenschreiben immer mehr gefragt.
Wie stellen Sie sich eine engere Zusammenarbeit zwischen dem ESN und dem VRdS vor? Können die unterschiedlichen Muttersprachen ein ernstes Hindernis für uns, die vermeintlichen „Meister des Wortes“, sein?
Wir stellen fest, dass von vielen Redenschreibern in Europa erwartet wird, nicht nur in ihrer Muttersprache, sondern auch in Englisch Reden zu entwerfen. Darin zeichnen sich Skandinavier und Niederländer aus und ich gehe davon aus, dass auch VRdS-Mitglieder diese Fähigkeit kultivieren wollen. Unser aller Expertise basiert auf den Kenntnissen der Rhetorik – ich glaube, sie ist die Universal-Sprache für öffentliche Reden. Darüber hinaus ist es sehr wertvoll, eine Gemeinschaft Gleichgesinnter aufzubauen, schließlich gibt es viele internationale Institutionen, die Redenschreiber beschäftigen.
Thema des VRdS-Kongresses in Berlin ist Political Correctness, ein Thema, mit dem viele Redenschreiber in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert sind. Dies sorgt in Deutschland zunehmend für Verunsicherung bis hin zur Selbstzensur. Welche Unterschiede sehen Sie im Vergleich mit anderen Staaten im Umgang mit diesem Thema?
Es gibt meiner Meinung nach ein Problem in den oberen Ebenen der Wirtschaft. Man möchte lieber nichts sagen, als jemanden zu beleidigen. Ich habe gerade erst ein Buch unseres früheren Oberrabbiners gelesen, der warnt, unsere unverwechselbare jüdisch-christliche Kultur zu riskieren, indem wir davor zurückschrecken moralische Urteile zu fällen. Es erfordert Mut, kontroverse Themen anzusprechen. Mit diesem Problem muss man ringen.
Der VRdS wurde 1998 gegründet. Er plädiert für lebendige und verständliche Reden, mit denen Informationen und Botschaften glaubwürdig vermittelt werden. Dem Verband gehören derzeit rund 460 Redenschreiber und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Sie liefern Redemanuskripte und Formulierungsvorschläge und beraten Redner in Politik und Wirtschaft sowie private Auftraggeber und ehrenamtliche Mandatsträger.
Weitere Informationen:
Verband der Redenschreiber deutscher Sprache
Jacqueline Schäfer, Pressesprecherin
Telefon 00 49 30 788 940 92